Patricia Simon

Patricia Simon

1 reviews

Patricia Simon
Patricia Simon
Germany | 2024.05.24
Es ist nicht (mehr) drin, was drauf steht Ich habe Anfang diesen Jahres eine systemische Family-Coach-Ausbildung in der Kinderflüsterei begonnen und seit dem extrem viel gelernt. Nur nicht das, wofür ich sehr viel Geld bezahlt habe. Eine derart hochpreisige Ausbildung mit gefährlich wenig fachlicher Hintergrundwissenvermittlung und einem Umgang mit den zahlenden Teilnehmern (und Klienten in anderen „Produkten“, in denen hospitiert werden sollte), der mir bisher in keinem anderen (Ausbildungs-) Kontext in diesem Ausmaß begegnet ist. Ich habe bereits mehrere Ausbildungen und arbeite seit über 18 Jahren interdisziplinär (Trauma)sensibel mit Patienten und Klienten mit den unterschiedlichsten Themen und Krankheitsbildern. Beworben wird das ganze extrem vielversprechend und mit einem Wertekonstrukt, auf den ersten Blick, dass meinem eigenen sehr entspricht: Traumasensibel, wissenschaftlich fundiert, gestützt auf Selbsterfahrung, systemisch und einem Austausch auf Augenhöhe. Vorgefunden habe ich viele leere (NLP)Worte, angewandte Werbepsychologie, die auch mich sehr angesprochen hat, gepaart mit großem Druck, der alles andere als traumasensibel ist und das in Kauf nehmen von Konsequenzen für Teilnehmende, die mich unangenehm stark an Retraumatisierung erinnern. Das grenzt für mich nicht mehr nur an Fahrlässigkeit und zumindest parallel begleitet in andere Hände gehört. Es werden hier im Coaching Grauzonen betreten, die gleichzeitig nicht frei von gesetzlichen Regelungen sind. Diese bleiben für die Teilnehmer gefährlich intransparent trotz mehrfacher Hinweise, da bei geäußerten Bedenken oder Kritik immer wieder eine mangelnde Auseinandersetzung mit den eigenen Themen auf Seiten des Kritikers für verantwortlich gemacht wird. Selbst Techniken, die von anderen Menschen etabliert und rechtlich geschützt sind, werden als solche nicht kenntlich gemacht und als Ausbildungsinhalt mit „verkauft“. Mit Ressourcen von buchenden Menschen (nicht nur den monetären) wird hier immer wieder sehr achtlos umgegangen und auch die Wahrnehmung dessen schlicht abgesprochen, da so viele Menschen von dem Vorgehen profitieren würden (Module werden sehr kurzfristig umgelegt mit horrenden Folgekosten durch Hotel- und Zugumbuchungen, umzuplanender Urlaub, Kinderbetreuung etc.) mit dem Ergebnis, dass die Firma Insolvenz angemeldet hat (trotz der festen Überzeugung doch „zu wissen, was sie tun“) und die (ehemalige?!) Geschäftsführung sich lieber neu erfindet und auf Paarberatung setzt, statt die Qualität der laufenden Gruppenausbildung mit 28 (!) zahlenden Teilnehmern samt geforderter Hospitation zu gewährleisten. Selbst verständlich kann jede*r von uns auch Fehlentscheidungen treffen und hat dies schon getan. Sie als Entwicklungsmöglichkeit zu sehen, daraus zu lernen und das auch in Social Media zu feiern, dass man das kann, würde deutlich authentischer sein, wenn der entstandene Schaden für andere Personen dabei ebenfalls Raum haben dürfte und Berücksichtigung finden würde. Tut er jedoch leider nicht, weil man dann seinem eigenen Prozess zu wenig vertraut. Laut dem Unternehmen verändert sich für unsere Ausbildung nichts (außer der Leitung, Modulinhalte sowie -Zeitpunkte, Hospitationsmöglichkeiten,… die eben im Ermessen des Unternehmens liegen und laut ihnen keiner Rücksprache bedarf). Da auch in den letzten Wochen deutlich wurde, dass etwaige Änderungen durch ihre AGBs nicht nur in Einzelfällen die Handhabe klärt, sondern mittlerweile häufig sehr zum Nachteil der Buchenden ausgelegt wird, entsteht für mich mittlerweile ein hoch unseriöser Eindruck. Hier kann gut beobachtet werden, dass nicht entscheidend ist, was ich als Coach tue, sondern wie: Die Methoden sind großartig, die Grundgedanken unglaublich wertvoll und die Ergebnisse in einem sachgemäßen Rahmen seines Gleichen suchend. Gleichzeitig steht für mich die Ignoranz derer, die nicht nur nicht von der Herangehensweise profitieren, sondern geschädigt werden, nicht im Verhältnis. Familie Köhler beweist eindrucksvoll, wie Haltung die Handlung schlägt. Und dass in der Haltung eine sorgfältige Ausbildung für uns als Auszubildende in irgendeiner Form Priorität hat, ist für mich nicht erkennbar. Eine sehr teure und traurige Lernerfahrung, festzustellen, dass die Bezeichnung PureFamilyCoach der Kinderflüsterei an sich alles andere, als ein Gütesiegel mit sich bringt und das Zertifikat nicht unbedingt dazu geeignet ist, für die Qualität der eigenen Arbeit zu dienen. Wer Tiefgang verspricht, darf meiner Meinung nach respektieren, dass jede*r selbst entscheidet, wann und wie tief er/sie tauchen möchte, und dass Integration Atempausen und ein traumasensibles Umfeld braucht. Und als Teilnehmer seine Gefühle einordnen zu können, setzt Grundlagenwissen über Bindungsmuster und Trauma voraus. Ist bei einer Ausbildung ohne erforderliche Geundkenntnisse bei Vielen dennoch nicht gegeben und wird auch nicht vermittelt. Optimaler Weise bin ich selbst als Coach ergebnisoffen in der Lage, zu halten, wenn mein Klient in Tiefen taucht, die ich nicht abschätzen konnte. Oder lasse bitte einfach die Finger davon.

Date of experience: 24 May, 2024